Warszawa (Warschau)
Warschau ist Europas beste Destination Überragender Erfolg bei internationalem Wettbewerb. Bei den Tourismusverantwortlichen in Polens Hauptstadt war der Jubel groß: Warszawa (Warschau) heißt der Gewinner im internationalen Wettbewerb „European Best Destinations 2023“. Und nicht nur das: Warschau erhielt die meisten Stimmen überhaupt in der Geschichte des 2009 gegründeten Wettbewerbs und ließ die Nächstplatzierten Athen, Maribor und Wien deutlich hinter sich.
In grauer Vorzeit angelte das Fischerpaar Wars und Sawa an der Wisła (Weichsel), als eine Sirene sie beschwor, dort eine Stadt zu bauen. Sie werde unzerstörbar sein. So entstand die polnische Hauptstadt Warszawa (Warschau). Der Spruch der Nixe hat sich bewahrheitet: 1945 zu 80 Prozent zerstört, präsentiert sich die Stadt heute vitaler denn je.
Die Hauptstadt von Polen und der Woiwodschaft Mazowieckie (Masowien) zählt zu den aufregendsten Zentren in Mittel- und Osteuropa. Die Stadt boomt, die Arbeitslosigkeit ist minimal. Man kommt hierher, um gutes Geld zu verdienen, aber auch, um es wieder auszugeben. So entstanden noble Restaurants und schrille Clubs, die den Vergleich nicht zu scheuen brauchen.
Moderne Glaspaläste schießen überall im Zentrum aus dem Boden. Längst haben sie den Kulturpalast, das ungeliebte Geschenk Stalins, umzingelt. Der in den 1950er Jahren im Zuckerbäckerstil entstandene Kulturpalast ist mit 231 Metern das höchste Gebäude und bietet von seiner Aussichtsplattform einen grandiosen Blick über die Millionenstadt. Ähnlich spektakuläre Aussichten können auch die Gäste aus dem Swimmingpool im 43. Stock des neuen InterConti-Hotels oder von der Panorama-Bar im Marriott-Hotel gleich gegenüber genießen. Zwischen beiden liegen die Goldenen Terrassen, ein Einkaufszentrum der Superlative, das unter einer spektakulären Glas-Konstruktion 200 Geschäfte und Restaurants vereint, geöffnet an sieben Tagen die Woche.
Einen Kontrast zum modernen Zentrum bildet die malerische Altstadt. Wer das Geflecht aus engen Gassen betritt, kann sich kaum vorstellen, dass es hier vor 60 Jahren nur eine Trümmerwüste gab. Die Gebäude wirken so, als stünden sie dort schon viele Hundert Jahre – dabei sind sie kaum ein halbes Jahrhundert alt. Die bis 1963 wieder aufgebaute Altstadt am Weichselufer steht seit 1980 als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO. Auf dem farbenfrohen Rynek Starego Miasta, dem Marktplatz der Altstadt trifft man sich gerne zum Kaffee im Freien, naive Malerei wird hier angeboten und allerlei Kleinkünstler hoffen auf ein paar Złoty für ihre Darbietungen.
In elf wiederaufgebauten Bürgerhäusern ist das Muzeum Historyczne (Historische Museum) Warschaus untergebracht. Acht von ihnen befinden sich auf dem Altstädtischen Markt und sind miteinander verbunden, drei weitere liegen an der ul. Nowomiejska. Das Museum bietet einen Überblick über die 700-jährige Geschichte der Stadt und zeigt anschaulich die Zerstörungen zu Kriegsende. Wichtigstes Gotteshaus in der Altstadt ist die Katedra Św. Jana Chrzciciela (Johanneskathedrale), die ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert stammt. Zahlreiche bedeutende Politiker und Künstler fanden dort ihre letzte Ruhestätte.
Am Königsschloss endet die Altstadt und beginnt der Königsweg. Das im 15. Jahrhundert erbaute Königsschloss war zunächst die Residenz der Masowischen Fürsten und wurde ab 1611 zum Sitz der Polnischen Könige. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte fünfeckige Gebäude wurde von 1971 bis 1988 mit Spenden der Bevölkerung wieder aufgebaut. Zur Ausstellung des Schlossmuseums gehören zahlreiche Stadtansichten des italienischen Malers Canaletto, die als Vorlagen beim Wiederaufbau der Stadt dienten. (www.zamek-krolewski.pl) Vor dem Schloss erhebt sich die 22 Meter hohe Sigismundsäule, eine Erinnerung an König Zygmunt III Waza, der 1596 die Hauptstadt Polens von Krakau nach Warschau verlegt hatte.
Der Königsweg ist gesäumt von prächtigen Stadtpalästen. Zu ihnen zählt der Radziwiłł-Palast, heute Sitz des polnischen Staatspräsidenten. Ganz in der Nähe befindet sich die Warschauer Universität. Ein wenig abseits liegt an der Weichselböschung das Ostrogski-Palais. Dort wurde zum 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin im Jahre 2010 das Chopin-Museum mit faszinierenden multimedialen Ausstellungen zum Leben und Werk des Musikgenies eingeweiht. (www.chopin.museum). Das Herz des Künstlers wird in der am Königsweg gelegenen Heiligkreuz-Kirche aufbewahrt.
Zu den schönsten Abschnitten des Königswegs zählt die Einkaufsstraße Nowy Świat (Neue Welt) mit ihren Boutiquen und beliebten Cafés. Östlich des königlichen Trakts erstreckt sich der Łazienki-Park, eine der schönsten Gartenanlagen Europas. König Stanisław August Poniatowski ließ sie 1760 im englischen Stil anlegen. Dominik Merlini schuf 1792-1793 auf einer kleinen Insel das klassizistische Sommerpalais des Königs. Im Park treffen sich die Warschauer und die Besucher der Stadt zum entspannten Spaziergang oder lauschen der Klaviermusik von Fryderyk Chopin, die hier im Sommer jeden Sonntag unter dem Denkmal des weltberühmten Musikers erklingt.
Die Prachtstraße endet am barocken Schloss und Park von Wilanów am südlichen Rand von Warschau. Das Schloss war früher Sommersitz der polnischen Könige. Dort wurde 1805 eines der ersten Museen in Polen eröffnet.
Das östlich der Weichsel gelegene Viertel Praga ist noch geprägt von langen Mietskasernen aus dem 19. Jahrhundert. Die Fassaden bröckeln, doch dahinter brodelt es. So wie einst in Berlin-Kreuzberg haben junge Künstler und Studenten dort ihre Nischen gefunden, hippe Clubs und Kneipen folgten und heute ist Praga das neue In-Viertel der Stadt. Das Flair des alten Warschau findet man noch auf dem traditionsreichen Markt „Bazar Różyckiego“, wo in der Aleja Ślubów (Hochzeitsallee) Hochzeitskleider und Anzüge unter freiem Himmel verkauft werden. Am östlichen Ufer der Weichsel entstand das neue Wahrzeichen der Stadt, das zur Fußball-Europameisterschaft EURO 2012 erbaute moderne Stadion Narodowy (Nationalstadion) mit 58.000 Plätzen (www.stadionnarodowy.org.pl).
Das neue Museum zur Geschichte der Juden in Polen POLIN entwickelte sich zum Besuchermagnet. Hunderttausende Besucher sahen sich bereits das leere Gebäude an, das von dem finnischen Architektenbüro Lahdelma & Mahlamäki entworfen und im April 2013 zum 70. Jahrestag des Ghettoaufstands eröffnet worden war. Seit Oktober 2014 ist dort die neue Dauerausstellung zu sehen. Sie ist in insgesamt acht chronologisch geordnetete Teile gegliedert und will sich nicht auf den Holocaust konzentrieren, sondern die gesamte Vielfalt der 1000-jährigen Geschichte der Juden in Polen beleuchten. Zu den Attraktionen gehört die Rekonstruktion der prachtvollen Holzdecke und der Bima einer Synagoge in Gwoździez, dem heutigen Hwisdez in der Ukraine.