Rzeszów
Der 1354 erstmals urkundlich erwähnte Ort Rzeszów im Tal des Flusses Wisłok entwickelte sich im 16. Jahrhundert zu einem wichtigen Handelszentrum mit einem bedeutenden jüdischen Bevölkerungsanteil. Die Hauptstadt der Woiwodschaft Podkarpackie (Vorkarpatenland) zählt rund 180.000 Einwohner.
Das Schloss von Rzeszów wurde 1906 anhand von Originalgrafiken aus dem 18. Jahrhundert an der Stelle des ehemaligen Schlosses der Familie Lubomirski erbaut. Sein Ursprung reichte bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die Lubomirskis ließen die Anlage später vom berühmten Hofarchitekten Tylman van Gameren umbauen. Bis 1981 als Gefängnis genutzt, wurde das Gebäude bis 1993 von Grund auf restauriert. Heute bilden Schloss und Schlosshof die Kulisse für zahlreiche Ausstellungen und Konzerte. Unweit vom Schloss befindet sich an der al. Lubomirskich das Sommerpalais der Adelsfamilie. Das eingeschossige, spätbarocke Gebäude wurde im späten 17. Jahrhundert ebenfalls nach einem Plan von Tylman van Gameren erbaut. Seit 1985 wird es von der Krakauer Musikakademie genutzt.
Die Altstadtbebauung stammt größtenteils aus dem 19. Jahrhundert. Die erhaltenen Bürgerhäuser im Stil der Jahrhundertwende aber auch ältere klassizistische und neogotische Bauwerke verleihen der Stadt ein südländisches Flair. Das Herz der Stadt schlägt am kürzlich erst restaurierten Marktplatz. Der 100 Meter lange und 50 bis 70 Meter breite, unregelmäßig geformte Platz ist von drei Seiten mit ein- und mehrgeschossigen Bürgerhäusern umstanden. Am westlichen Rand des Marktes steht das Rathaus vom Ende des 16. Jahrhunderts, eines der prachtvollsten Gebäude der Stadt. Das Haus Rynek 12 beherbergt heute das Stadthistorische Museum, eine Abteilung des Muzeum Okręgowe w Rzeszowie (Kreismuseums von Rzeszów). Der Platz ist das Wohnzimmer der Stadt, dort trifft man sich im Sommer unter den Sonnenschirmen der zahlreichen Straßencafés. Direkt am Markt befindet sich auch das 4-Sterne-Hotel Ambasadorski in zwei Bürgerhäusern aus dem 17. Jahrhundert. (www.ambadorski.com)
Eine besondere Attraktion verbirgt sich unter den Füßen der Altstadtbesucher. Als den reichen Bürgern der Stadt im 17. Jahrhundert der Platz für ihre Waren ausging, begannen sie damit, bis zu zehn Meter tiefe Keller in den Boden unter ihren Häusern zu treiben, die sie fortan als Speicher nutzten. So entstand ein weit verzweigtes Netz von Kellern, Gängen und Treppen unter der Stadt. Auf einer Strecke von 369 Metern können Besucher in 40 Räumen in die mittelalterliche Geschichte der Stadt eintauchen.
In der ul. 3 Maja, der beliebten Flaniermeile von Rzeszów, befindet sich das ehemalige Piaristenkloster aus dem 17. Jahrhundert mit der Kreuzkirche, in deren Inneren man wertvolle Stuckarbeiten von Gianbattista Falconi bewundern kann. Das Klostergebäude wurde zwischen 1644 und 1649 erbaut. Nur rund 50 Jahre später erfolgte der Umbau durch Tylman van Gameren. Seit den 1960er Jahren beherbergt der ehemalige Konvent das Muzeum Okręgowe w Rzeszowie. Besonders schön sind die barocken Polychrome aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Kreuzgang sowie die noch rund 100 Jahre älteren Malereien im Refektorium. In diesem ehemaligen Speisesaal des Klosters finden regelmäßig Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen statt. (www.muzeum.rzeszow.pl)
Sehenswert sind einige schöne Jugendstilhäuser aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entlang der al. Pod Kasztanami. Von der wechselvollen Geschichte der jüdischen Bevölkerung von Rzeszów zeugen heute noch die Alt- und die Neustädtische Synagoge. Die nördlich des Marktplatzes gelegene Altstädtische Synagoge wurde 1610 im Stil der Renaissance gebaut. In der Folgezeit wurde sie mehrfach umgebaut. Seit den 1950er Jahren beherbergt sie das Staatsarchiv der Woiwodschaft. In der ul. Jana III Sobieskiego, befindet sich die Neustädtische Synagoge. Das jüdische Gotteshaus wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf Geheiß des Fürsten Lubomirski erbaut und beherbergt heute eine Galerie des Verbands Bildender Künstler Polens sowie ein Café. Im Städtischen Museum befindet sich eine Sammlung von Judaica.
Um die Stadt und ihre grüne Umgebung zu erkunden, gibt es ein gut ausgebautes Fahrradverleihsystem. An 20 Stellen kann man für wenig Geld ein Rad ausleihen und andernorts wieder abgeben. (www.roweres.pl)
Die Hauptstadt des Vorkarpatenlandes ist ein wichtiger Hochschulstandort. Die erst 2001 gegründete Uniwersytet Rzeszowski zählt rund 20.000 Studenten. In der Stadt und ihrer Umgebung haben viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der Luftfahrtindustrie ihren Sitz. Der nahe gelegene Flughafen Rzeszów-Jasionka verfügt auch über eine tägliche Verbindung nach Frankfurt/Main.