Poznań (Posen)
Wer mit der Straßenbahn nach Malta fährt, kann dort auch mitten im Sommer über eine Skipiste brettern. Malta ist ein großer Sport- und Freizeitpark – und nur eine von vielen Attraktionen der pulsierenden westpolnischen Messestadt Poznań (Posen).
Als Messeplatz genießt Poznań, die Hauptstadt der Woiwodschaft Wielkopolska (Großpolen), schon lange einen guten Ruf. Bereits seit 1925 findet im Juni die internationale Messe statt. Schon früh siedelten sich hier internationale Unternehmen wie VW an, bescherten der Stadt einen enormen Wirtschaftsboom und drückten die Arbeitslosenrate auf beinahe Null. Dieser Aufschwung ist überall erkennbar: An der tadellos sanierten Altstadt, modernen Boutiquen und Einkaufszentren, schicken Bars, edlen Gourmettempeln und neuen Luxushotels.
Ganz ungewöhnlich ist die „Blow Up Hall 5050“ – ein kleines Luxushotel der Spitzenklasse. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore nächtigte bereits in diesem „Electronic Art Hotel“, wo ein iPod Zimmerschlüssel und Rezeption ersetzt. Das Hotel ist auf dem Gelände des Einkaufs- und Kulturzentrum „Stary Browar“ (Alte Brauerei) entstanden, das für seine überzeugende Gestaltung bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Unternehmerin und Kunstmäzenin Grażyna Kulczyk realisierte hier ihre ungewöhnliche Mischung aus 50 Prozent Kunst und 50 Prozent Kommerz. (www.starybrowar5050.com)
Kultur ist neben der Wirtschaft zum zweiten Standbein der knapp 600.000 Einwohner zählenden Stadt geworden. Die zahlreichen freien Tanz- und Theatergruppen, bildende Künstler und nicht zuletzt der berühmte Kinderchor, die „Posener Nachtigallen“, sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Jedes Jahr Ende Juni verwandelt sich die Stadt in eine riesige Theaterbühne. Viele Hundert Schauspieler und Musiker aus allen Teilen der Welt treten dann beim maltafestival auf. (www.malta-festival.pl) Seinen Namen hat es vom größten Sport- und Freizeitpark der Stadt. Der nach den Maltesern benannte Park gruppiert sich um einen künstlichen See, auf dem seit vielen Jahren internationale Ruder-Regatten ausgetragen werden. Zu seinen Attraktionen gehört eine ganzjährig geöffnete Skipiste.
Herzstück von Poznań ist der Stary Rynek (Altmarkt). Den strahlenden Mittelpunkt bildet das vom italienischen Baumeister Giovanni Battista um 1550 erbaute Rathaus. Mit seiner farbenfrohen dreigeschossigen Arkadenloggia gilt es als einer der schönsten Renaissancebauten in Mitteleuropa. Jeden Mittag um 12 Uhr öffnen sich die Metalltüren im Rathausturm und die berühmten Posener Böckchen, Wahrzeichen der Stadt, springen heraus. Sehenswert im Inneren ist besonders der prächtige Renaissancesaal. Das Rathaus beherbergt heute das Muzeum Historyczne (Historische Museum). Eine Dauerausstellung zeigt die Geschichte der Stadt seit dem 10. Jahrhundert.
Mit seinen mittelalterlichen Krämerhäusern, der alten Stadtwaage, der klassizistischen Hauptwache und den geschlossenen Reihen von liebevoll sanierten Bürgerhäusern bildet der Alte Markt ein beeindruckendes bauliches Ensemble. Der Brunnen der Bamberka erinnert daran, dass es einst Bamberger waren, die die nach Kriegen und Seuchen daniederliegenden Güter wieder besiedelten. Die Pfarrkirche am Rande des Platzes zählt zu den schönsten Barockbauten der Stadt. An sie schließt sich das ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammende Jesuitenkolleg an, in dem die Stadtverwaltung residiert.
Über eine leichte Anhöhe gelangt man vom Markt zum langgestreckten Plac Wolności, dem Freiheitsplatz. Dort befindet sich das Muzeum Narodowe (Nationalmuseum). Dessen klassizistisches Gebäude wurde 2001 um einen modernen Anbau ergänzt. Das Museum zeigt dort neben bekannten polnischen Malern auch eine große Auswahl spanischer Meister wie Velazquez und Zurbaran. (www.mnp.art.pl)
Keimzelle der mehr als 1.000 Jahre alten Stadt ist die von Warthe und Cybina umflossene Dominsel. Die dreischiffige Kathedrale erhielt ihre bis heute prägende gotische Form im 15. Jahrhundert, reicht aber in ihren Ursprüngen viel weiter zurück. In der Krypta entdeckte man die sterblichen Überreste der beiden ersten polnischen Herrscher Mieszko I. und Bolesław Chrobry. Poznań gilt als Wiege des polnischen Staates.
Am anderen Ende des Stadtzentrums entstand bis 1910 das letzte Schloss für den deutschen Kaiser Wilhelm II. Der weilte allerdings nur zweimal dort. Später ließ Albert Speer das Gebäude für Adolf Hitler umbauen. Heute nutzen zahlreiche Künstler und Kulturinitiativen den monumentalen Bau auf ihre Weise. In der unmittelbaren Nachbarschaft des Schlosses befinden sich das aus der gleichen Zeit stammende Teatr Wielki, der Sitz der Posener Oper, sowie die repräsentativen Gebäude der Adam-Mickiewicz-Universität
Als Stadt mit rund 100.000 Studenten verfügt Poznań über ein attraktives Nachtleben. Vor allem in der Altstadt gibt es zahlreiche Klubs und Kneipen. Einer der bekanntesten Jazzclubs ist das Blue Note im ehemaligen Kaiserschloss. (www.bluenote.poznan.pl) Poznań bietet aber auch ein großes Angebot für Liebhaber klassischer Musik, verfügt über eine sehr lebendige Theaterszene, zahlreiche Museen und Galerien.