Narwiański Park Narodowy (Nationalpark Narew)
Der 1996 gegründete Narwiański Park Narodowy (Nationalpark Narew) ist eines von vier Großschutzgebieten der im Nordosten Polens gelegenen Woiwodschaft Podlasie (Podlachien). Der gut 68 Quadratkilometer große Park schützt Fauna und Flora des Narew-Tals im Bereich seines Oberlaufs.
Die Narew ist einer der letzten anastomosierenden Flüsse Europas. Das heißt, er besitzt mehrere miteinander verbundene Flussbetten, die ein einziges gemeinsames Überschwemmungsgebiet bilden. Wegen dieser Eigenschaft und der regelmäßigen natürlichen Überflutungen wird die Narew auch “Polnischer Amazonas” genannt. Für zahlreiche bedrohte Vogelarten stellen die Narew-Sümpfe einen wertvollen Rückzugsraum dar und sind seit 2004 als Natura 2000-Schutzgebiet ausgewiesen.
Der Nationalpark Narew umfasst einen rund 45 Kilometer langen Abschnitt des insgesamt 484 Kilometer langen Flusses zwischen den Orten Suraż und Rzędziany. Dort bildet das weit verzweigte, sumpfige Netz aus miteinander verbundenen Flussarmen einen ausgezeichneten Lebensraum für über 200 Vogelarten. Unter ihnen finden sich zwölf Arten, die auf der Polnischen Roten Liste stehen, weitere 19 Arten sind laut EU-Vogelschutzrichtlinie besonders gefährdet, wie die Rohrdommel, die Wiesenweihe oder die Weißbart-Seeschwalbe.
Zu den 13 Amphibienarten, die im Nationalpark gesichtet wurden, zählen so stark gefährdete wie die Kreuzkröte, der Moorfrosch oder die Rotbauchunke. Im Bestand weniger bedroht sind hingegen die drei Vertreterinnen der Reptilien, die Wald- und Zauneidechse sowie die Ringelnatter. Zu den 34 im Park vertretenen Säugetierarten zählen so kleine Lebewesen wie die Wasserspitzmaus, aber auch größere wie Biber und Fischotter. Zudem liegt der Narewlauf auf den Wanderrouten von Großsäugern, so dass man zu bestimmten Zeiten dort auch Wildschweine, Hirsche und sogar Elche beobachten kann.
Ebenso reich wie die Tierwelt ist auch die Flora des Nationalparks Narew. Bisher wurden über 660 Gefäßpflanzenarten gezählt, unter denen Korbblütler und Gräser die größten Gruppen bilden. Mit dem Moorabbiss, dem Torfveilchen und der Fadenwurzeligen Segge befinden sich drei der dort vorkommenden Arten auf der Polnischen Roten Liste der gefährdeten Arten. Landschaftlich dominierendes Element im Flussnetz des Nationalparks sind offene Schwemmwiesen, Schilf- und Weidendickichte. Vereinzelt kommen aber auch Erlen- sowie Eichen-Hainbuchenwälder vor.
Mit seinem weit verzweigten Flusslauf ist der Nationalpark nicht nur ein Paradies für Naturliebhaber, auch Aktivtouristen kommen dort voll auf ihre Kosten. Besonders beliebt sind Ausflüge mit dem Kajak. Wer es etwas gemütlicher haben möchte, der kann eine Tour mit dem Stechkahn unternehmen. Park und Umgebung laden aber auch zum Wandern ein. Wege für Wanderer und Radfahrer mit einer Gesamtlänge von mehreren Hundert Kilometern führen durch die Pufferzone des Parks. Die Parkverwaltung hat ihren Sitz im Dorf Kurowo, wo sie auch ein Informationszentrum betreibt. Der Eintritt in den Park ist kostenpflichtig.