Historische Altstadt Zamość
Im äußersten Südwesten der Woiwodschaft Lubelskie (Lubliner Land) liegt die Stadt Zamość. Sie ist benannt nach ihrem Gründer, dem Kronkanzler Polens, Jan Zamoyski. Der ließ sie planmäßig im Stil der Renaissance aufbauen. Die Altstadt ist seit 1992 als UNESCO-Welterbe geschützt.
Jan Zamoyski ließ am Ufer der Łabuńka 1580 unter Leitung des venezianischen Baumeisters Bernardo Morando eine ideale Siedlung nach dem Vorbild oberitalienischer Städte anlegen. Bis heute ist dieses Ensemble in seinem Kern erhalten geblieben. Als einzigartiges Beispiel einer Renaissance-Stadt in Mitteleuropa erhielt Zamość den Status als Weltkulturerbe. Gewürdigt wurde von der UNESCO der innovative Ansatz der Stadtplanung und die Homogenität der Bebauung.
An einer wichtigen Handelsstraße vom Schwarzen Meer nach West- und Nordeuropa gelegen, war Zamość von Anfang an als Handelszentrum geplant. Ihre Einwohnerschaft war multikulturell zusammengesetzt. Zamoyski siedelte Kaufleute unterschiedlicher Konfessionen und Religionen dort an, darunter orthodoxe Ruthenen, Juden, Türken und Armenier.
Die Mitte der schachbrettartig angelegten Altstadt nimmt der Rynek Wielki (Großer Marktplatz) ein, einer der schönsten Renaissanceplätze Europas. Das für Polen ungewöhnliche Flair dieses quadratisch angelegten, von zweigeschossigen Arkadenhäusern umstandenen Platzes trug dazu bei, dass Zamość der Beiname „Padua des Nordens“ verliehen wurde. An der Nordseite gelegen, prägt das manieristische Rathaus von 1591 mit seinem 52 Meter hohen Turm den 100 mal 100 Meter großen Platz. Besonders imposant ist die auf Arkaden ruhende Freitreppe, die für viele Filme die Kulisse bildete. Sehenswert sind die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Armenischen Bürgerhäuser mit ihrem reichen Fassadenschmuck und einer bis heute erhaltenen wertvollen Inneneinrichtung. Sie beherbergen das Muzeum Zamojskie w Zamościu (Stadtmuseum von Zamość) mit archäologischen und ethnographischen Exponaten. (www.muzeum-zamojskie.pl)
Die Kathedrale von Zamość gehört zu den wertvollsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die dreischiffige Basilika wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und erhielt ihre klassizistische Form im 19. Jahrhundert. Barock und Rokoko dominieren das Innere des Gotteshauses. Im Zentrum des spätbarocken Hauptaltars befindet sich ein Bild des Apostels Thomas mit dem auferstandenen Christus. Die Kirche verfügt über neun reich ausgestattete Kapellen, darunter auch die Zamoyski-Kapelle mit dem Grabmal des Stadtgründers und seines Sohnes. Vom etwas versetzt stehenden spätbarocken Kirchturm aus eröffnet sich ein schöner Blick über die Altstadt.
Das Haus ul. Staszica 37 galt lange Zeit als das Geburtshaus von Róża Luksemburg (Rosa Luxemburg). Seit den 1960er Jahren erinnert eine Plakette an die Arbeiteraktivistin und Mitbegründerin der KPD. Ihr wirkliches Geburtshaus findet man allerdings in einem „Generałówka“ genannten Häuserblock in der ul. Kościuszki, etwas weiter südlich.
In der ul. Ludwika Zamenhofa, befindet sich die ehemalige Altstadtsynagoge. Das 1610 bis1620 erbaute jüdische Gotteshaus gehört zu den am besten erhaltenen jüdischen Architekturdenkmälern der Spätrenaissance in Polen. Das Gotteshaus mit schönem Renaissanceportal und zinnenbewehrter Attika wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. Bei den folgenden Restaurierungsarbeiten wurden die originale Stuckverzierung und Wandmalereien wieder hergestellt. 2011 eröffnete dort das Kulturzentrum „Synagoga“, in dem Kulturveranstaltungen stattfinden, sowie das multimediale Museum der Juden von Zamość. (www.zamosc.fodz.pl)
Am westlichen Ende der als Festung angelegten Stadt befindet sich die ehemalige Residenz der Zamoyskis. Das 1579 bis 1586 als erstes Gebäude der neuen Stadt angelegte Palais wurde in späteren Jahrhunderten stark um- und zurückgebaut, sodass seine heutige Gestalt kaum noch an die einstige Pracht erinnert. Seit 1918 wird es als Gerichts- und Wohngebäude genutzt.
Von der ursprünglichen Stadtbefestigung sind heute noch Teile erhalten. Die rund 500 Meter südlich der Altstadt gelegene Rotunde wurde während der Modernisierung der Fortifikationsanlagen durch die russische Teilungsmacht im 19. Jahrhundert erbaut. Das massive, mit sieben Meter dicken Wänden ausgestattete Bauwerk wurde während des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern als Internierungslager und Exekutionsstätte genutzt. 1947 wurde dort das Muzeum Martyrologii „Rotunda” (Museum der Märtyrer) eingerichtet.
In Zamość finden während des Jahres zahlreiche bedeutende Festivals statt. Im Juli bildet der Marktplatz die Kulisse für den Theatersommer, im August für den Filmsommer. Das Festival „Jazz im Grenzgebiet“ findet ebenfalls im Sommer statt. Klassische Musik erklingt in den schönsten Gebäuden der Altstadt im Herbst. Besucher der Stadt finden mehrere Mittelklassehotels im historischen Stadtzentrum. Auch zahlreiche Restaurants und Cafés siedelten sich dort an. Die Geschicke der Stadt lenkt auch mehr als 400 Jahre nach der Stadtgründung ein Zamoyski. Der Stadtpräsident Marcin Zamoyski ist ein Nachfahre von Jan Zamoyski. (www.zamosc.pl)