Ehemaliges deutsches Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Nur wenige Kilometer südwestlich von Kraków (Krakau) liegt das berüchtigtste Vernichtungslager, das zur Zeit des Nationalsozialismus entstanden war. Mehr als 1,2 Millionen Menschen verloren dort ihr Leben. Seit 1979 gehört Auschwitz-Birkenau als Ort der Erinnerung und Mahnung zum Welterbe der UNESCO.

Grundinformation
Woiwodschaft:
Małopolskie
Stadt:
Oświęcim
Beitrittsjahr:
1979 r.

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau sei ein „lebendiges Zeugnis für den mörderischen Charakter der antisemitischen und rassistischen Nazi-Politik“, heißt es in der Begründung der UNESCO für die Verleihung des Welterbe-Status. Es sei zugleich ein Denkmal für die Stärke des menschlichen Geistes unter den entsetzlichen Bedingungen des nationalsozialistischen Terrors. Auschwitz-Birkenau ist ein zentraler Ort der Erinnerung an die Shoah. Seit 2007 trägt das Welterbe den offiziellen Titel „Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940-1945)“.

Bereits unmittelbar nach dem Überfall auf Polen hatte Nazideutschland damit begonnen, in dem besetzten Gebiet Konzentrationslager einzurichten. Das Stammlager Auschwitz I entstand im Mai 1940 in den Gebäuden einer früheren Kaserne in der Stadt Oświęcim (Auschwitz). Bis 1942 wurde das Lager vor allem für polnische Gefangene genutzt. Der erste Transport mit mehr als 700 polnischen politischen Gefangenen erfolgte in Juni 1940. Im Laufe der Jahre wurde das Lager immer weiter ausgebaut. Über dem Haupteingang prangte der zynische Spruch „Arbeit macht frei“. Tatsächlich war es das Ziel, die Insassen durch unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen systematisch zu töten.

Bereits 1941 wurde drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz I entfernt das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau errichtet. Für die Massendeportation erhielt das Lager einen direkten Bahnanschluss. Neben dem fünf Quadratkilometer großen Barackenlager entstanden sechs Gaskammern und vier Krematorien. Wer nicht gleich nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet wurde, musste in den angeschlossenen Industriebetrieben unter härtesten Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Innerhalb von gut zwei Jahren wurden in Birkenau etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, darunter eine Million Juden. Als die sowjetischen Truppen Ende Januar 1945 das Lager befreiten, stießen sie noch auf etwa 5.800 kranke und entkräftete Häftlinge. Die KZ-Wächter hatten aber auch rund eine Million Kleider, 45.000 Schuhe und rund sieben Tonnen Menschenhaar zurückgelassen.

Nachdem das Gelände des Konzentrations- und Vernichtungslagers von den Sowjets an Polen übergeben worden war, beschloss das polnische Parlament am 2. Juli 1947, dort das Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau (Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau) einzurichten. Zugleich wurde die erste Ausstellung im Stammlager Auschwitz I eröffnet. Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Besucher stetig gestiegen. 2011 zählte man mehr als 1,4 Millionen Besucher, davon etwa zwei Drittel Schüler und junge Erwachsene. Rund 620.000 Menschen kamen aus Polen selbst, 82.000 stammten aus Großbritannien, 78.000 aus Italien, 72.000 aus Israel und 58.000 aus Deutschland. Für die Besucher des Museums gibt es täglich Gruppenführungen in mehreren Fremdsprachen, darunter auch in Deutsch. Aufgrund des großen Andrangs sind im Sommerhalbjahr Besichtigungen von 10 bis 15 Uhr nur in Gruppen möglich, zu anderen Zeiten auch individuell.

Ein 15-minütiger Film zeigt das Lager unmittelbar nach der Befreiung. Im Stammlager Auschwitz I entstand eine permanente Ausstellung zur Geschichte des Lagers. Zahlreiche Dokumente zeigen dessen Geschichte und das Schicksal der Häftlinge. Zur Ausstellung gehören persönliche Gegenstände der Häftlinge wie Koffer und Schuhe. Künstlerische Arbeiten, die illegal von den Insassen angefertigt wurden oder nach der Befreiung entstanden sind, symbolisieren Leid und Hoffnung. Der Rundgang führt zu den ehemaligen Zellen der Häftlinge, zur Todeswand, an der Erschießungen vorgenommen wurden, und zur ersten Gaskammer. Nationale Ausstellungen erinnern an das Schicksal der Bürger aus unterschiedlichen Ländern, die in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Auch dem Völkermord an den Sinti und Roma wird dort gedacht. Im Lager Auschwitz II-Birkenau gibt es nur eine Ausstellung im ehemaligen Badehaus, unter anderem mit Familienfotos von den dorthin deportierten Gefangenen. Beim Gang über das riesige, von Stacheldraht umgebene Gelände mit den Ruinen der Gaskammern und Krematorien lässt sich das Ausmaß der Vernichtungsmaschinerie nur erahnen.

Das Museum Auschwitz-Birkenau ist täglich außer Neujahr, Ostersonntag und dem ersten Weihnachtstag ab 8 Uhr geöffnet. Von Kraków gibt es regelmäßige Linienbusverbindungen und organisierte Fahrten dorthin. (www.auschwitz.org) Die heute rund 40.000 Einwohner zählende Stadt Oświęcim war vor dem Zweiten Weltkrieg überwiegend von Juden bewohnt. Die ehemalige kleine Synagoge, die die Nazizeit überdauerte, wurde im Jahr 2000 als jüdisches Gotteshaus wiedereröffnet. Im gleichen Jahr entstand das Centrum Żydowskie (Jüdisches Zentrum) als Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust. Dort zeigt eine Ausstellung das frühere jüdische Leben im Schtetl. (www.ajcf.pl)

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