Bräuche und Sitten
Traditionen in Polen
Aus der alten Tradition, Gäste mit Brot zu begrüßen, haben Polen eine Gastfreundschaft entwickelt, die bezaubernd ist, auch wenn sie Sie manchmal… zum Schmunzeln bringen wird. Denken Sie daran, dass Ihre polnischen Gastgeber Ihnen alles anbieten werden, was sie haben.
Seien Sie darauf vorbereitet, dass Sie nicht immer verstanden werden, wenn Sie nach Polen reisen. Aber keine Sorge: Als Ausgleich werden Sie immer willige Gesprächspartner finden (unabhängig von den Sprachkenntnissen).
Wenn Sie zum Abendessen eingeladen sind, erscheinen Sie am besten mit leerem Magen. Wenn Sie bereits gegessen haben, werden Sie kaum Platz haben für die Suppe mit Nudeln, Schweineschnitzel mit Weißkraut und Kartoffeln, Käsekuchen und einiges mehr. Wenn Sie keinen Alkohol trinken, reicht es nicht, dies zu sagen. Sie müssen sehr bestimmt dabei sein.
Wenn Sie sich selbst erkenntlich zeigen möchten, zum Beispiel als Dank für eine Hilfe, so wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Geschenk oder Ihre Einladung abgelehnt wird. Und geben Sie nicht auf. Dreimal Nein ist Standard, bevor man sich überreden lässt, etwas anzunehmen.
Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen, seien Sie sich der Umgangsformen bewusst. Junge Leute bieten älteren Leuten ihren Platz an. Herren machen Damen Platz. Männer zeigen sich auch ansonsten zuvorkommend gegenüber Frauen, helfen ihnen in den Mantel, halten die Tür auf, lassen ihnen den Vortritt.
Es wird als außerordentlich zuvorkommend angesehen, einer Dame zur Begrüßung einen Handkuss zu geben. Dies ist besonders bei älteren Leuten beliebt. Aber Vorsicht: Wer diese Kunst nicht beherrscht, sollte lieber traditionell die Hand zur Begrüßung reichen.
Wenn Sie in einem Restaurant essen, ist ein Trinkgeld gemäß dem europäischen Standard üblich, d. h. etwa 10% des Rechnungsbetrages.
Der Charakter der Polen
Da der überwiegende Anteil der Bevölkerung römisch-katholisch ist, werden alle kirchlichen Feiertage, besonders Weihnachten und Ostern, gefeiert. An diesen Feiertagen verbringen polnische Familien mehrere Tage mit einem großen gemeinsamen Festmahl.
Viele Polen zeichnen sich durch einen gut entwickelten Individualismus, eine weitgehend selbstlose Natur, übermäßige Großzügigkeit und einen speziellen, oft unverblümten Sinn für Humor aus. Polen legen auf ihre Ehre und Würde sehr viel Wert. Gelegentlich können sie leicht reizbar und unbesonnen sein. All dies macht ihren außerordentlich facettenreichen Charakter aus. In der Gesellschaft von Polen werden Sie sich nie langweilen, da sie es lieben, über sich selbst, ihre Familie, ihre Träume und Polen zu erzählen. Gleichzeitig sind sie aufmerksame Zuhörer.
Wenn Polen in guter Gesellschaft an einem reichlich gedeckten Tisch sitzen, sind sie in ihrem Element und stecken andere mit ihrem angeborenen Optimismus an. Sie geben niemals die Hoffnung auf, dass eines Tages alles gut wird (selbst wenn dies gerade nicht der Fall ist). Viele Polen zeigen ihr Missfallen, wenn ein Gespräch politisch wird. Oft geben sie sich unzufrieden mit der Regierung, egal wer gerade an der Macht ist.
Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten
Leben und leben lassen, das ist der Wahlspruch für viele Polen. Außer in politischen Fragen oder vielleicht noch im Fußball gibt man sich sehr tolerant, ist offen für Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen und akzeptiert andere Lebensweisen. Diejenigen, die sich anders verhalten, sind kleine, wenn auch manchmal lautstarke Minderheiten.
Auch gegenüber sexuellen Minderheiten zeigt man sich in Polen zunehmend toleranter. Dies ist ganz besonders bei der jüngeren Generation und in den größeren Städten zu beobachten. Die polnische Gesetzgebung bietet Schutz gegen Diskriminierung. Polen ist eines der wenigen Länder, deren Gesetzgebung Homosexualität nicht verfolgt hat. Eine Ausnahme waren die Jahre 1835–1932, in denen die Gesetzgebung fremder Besetzer galt, sowie einige Jahre nach dem Erreichen der Unabhängigkeit.
Die polnische Verfassung garantiert alle Bürgern Gleichheit vor dem Gesetz und verbietet jegliche Diskriminierung. Dies gilt auch für Schwule und Lesben. Allerdings gibt es in Polen bislang noch keine formelle Anerkennung von Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Personen. Dies gilt sowohl für Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Partner als auch für die Adoption von Kindern.
Die Offenheit zeigte sich beim ersten EuroPride 2010 in Warschau, als Tausende Schwule und Lesben aus dem In- und Ausland in Volksfeststimmung durch die Straßen der Hauptstadt zogen und viele – auch ältere Bürger – ihnen zuwinkten. In den großen Städten, insbesondere in Warszawa (Warschau), aber auch in Kraków (Krakau), Szczecin (Stettin) oder Wrocław (Breslau) gibt es eine ganze Reihe von Klubs und Kneipen für Schwule und Lesben. Einige Hotels und Pensionen werben damit gay-freindly zu sein. Verschiedene Organisationen wie die Kampagne gegen Homophobie setzen sich für die Rechte von Homosexuellen ein, Publikationen und Internetforen bieten Informationen und dienen der Kommunikation. Eine englischsprachige Information bietet der Gay Guide Poland. Detaillierte Informationen in englischer Sprache gibt es im Netz auch über die Szene in Polens Hauptstadt Warschau und über Krakau.