Blumenteppiche zu Fronleichnam und andere Bräuche – entdecken Sie das immaterielle Kulturerbe der UNESCO
Wussten Sie, dass ungewöhnliche und außergewöhnliche Bräuche in Polen in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurden? Das sind bereits 6 Gruppen von Gütern:
- Weihnachtskrippentradition in Kraków (2018),
- Zeidlerei (2020),
- Die Tradition der Blumenteppiche (2021),
- Falknerei (2021),
- Flößerei (2022),
- Polonaise (2023)
Farbenfrohe Fronleichnamsprozessionen – Blumenteppiche
Fronleichnam ist eine gute Gelegenheit, einen der Bräuche, die die farbenfrohen Prozessionen an diesem Festtag begleiten, kennen zu lernen und „live“ zu erleben. Die Tradition, Blumenteppiche zu legen, ist zu einer interessanten und farbenfrohen Touristenattraktion geworden. In Spycimierz in der Woiwodschaft Łódź und in vier Dörfern der Woiwodschaft Oppeln (Olszowa, Zimna Wódka und Klucz) wird das kirchliche Fronleichnamsfest in besonderer Weise gefeiert.
Heute wird Fronleichnam am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest gefeiert. Es ist ein bewegliches Fest. Es findet 60 Tage nach Ostern statt, frühestens am 21. Mai und spätestens am 24. Juni. Diese farbenfrohe Prozession wird von den Priestern der jeweiligen Pfarrgemeinde angeführt. Die Prozessionsteilnehmer besuchen Orte von sakraler Bedeutung, vor allem Kreuze und Bildstöcke. Entlang des Prozessionsweges werden vier Feldaltäre aufgestellt, an denen die Prozession Halt macht. Dort wird den Gläubigen das Evangelium verkündet. Der Prozessionsweg ist mit Zweigen und Blumen geschmückt. Die teilnehmenden Kinder in Volkstrachten streuen Blumen auf die Straße, während der Prozession singen alle Lieder und Litaneien. Besonders attraktiv ist das Fest in Spycimierz. Dort werden Blumenteppiche geschaffen, eine Tradition, die 200 Jahre zurückreicht. Sie unterscheidet sich von den anderen Fronleichnamsprozessionen in Polen dadurch, dass der Prozessionsweg mit einem Blumenteppich markiert wird, der zu Ehren Gottes, der nach der Volkstradition an diesem Tag „von den Altären herabsteigt“, ausgelegt wird.
Weihnachtskrippentradition in Kraków
Der erste Eintrag Polens in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes im Jahr 2018 der Menschheit betraf die Weihnachtskrippen von Kraków. Die Krakauer Weihnachtskrippentradition ist ein traditionelles Handwerk, das seit dem 19. Jahrhundert ununterbrochen von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist eng mit Kraków verbunden, wo alljährlich der Krakauer Weihnachtskrippenwettbewerb stattfindet, bei dessen Finale man diese wunderbare Handwerkskunst bewundern kann.
Zeidlerei
Sie umfasst das Wissen, die Fertigkeiten, die Praktiken und die Überzeugungen, die mit der Haltung von Wildbienen in lebenden Baumstämmen (Beuten) oder gefällten Baumstämmen (Klotzbeuten) verbunden sind. Die polnischen Imker legen großen Wert darauf, möglichst naturnahe Bedingungen für die Bienen zu schaffen, ohne in ihren Lebenszyklus einzugreifen.
Falknerei
Unser Land ist einzigartig mit großen Wald- und Wiesenflächen ausgestattet. Dies bietet gute Voraussetzungen für die Jagd. In Polen hat die Jägerei eine reiche und tief verwurzelte Tradition. Eine der edleren Formen der Jagd ist die Falknerei, die in Polen um das 10. Jahrhundert aufkam. Die heutigen Falkner sind nicht nur Jäger, sondern auch Züchter, die mit der Wiederansiedlung des Wanderfalken begonnen haben. Sie pflegen die Tradition der Abrichtung und Zucht von Greifvögeln. Und es ist die polnische Falknerei als lebendige Tradition, die 2021 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde.
Flößerei
Dank der St. Barbara-Flößerbruderschaft ist die reaktivierte Flößerei immer noch eine lebendige Tradition. Sie stammt aus vom Holzschewmmen, dem Zusammenfügen von Nadelbaumstämmen zu großen Platten, die dann zu sog. Triften verbunden werden. Auf solchen großen Flößen, die etwa 100 Meter lang waren, wurde das Holz von Ulanów zunächst auf dem San und dann auf der Weichsel bis nach Gdańsk geflößt.
An der Mündung des Flusses Tanew in den San gelegen, ist Ulanów, das sog. „galizische Danzig“, seit dem 16. Jahrhundert ein wichtiges Flößerzentrum.
Zu den lebendigen Flößertraditionen gehören auch viele andere Elemente des immateriellen Kulturerbes, wie Dialekt, Nomenklatur, Lieder und Flößerrituale. Besonders spektakulär ist der Ritus der Beförderung neuer Adepten zu ordentlichen oder Ehrenflößern. Diese findet der Tradition nach auf einem Floß statt und wird als „Lehrtaufe“ bezeichnet.
Polonaise
Die Polonaise ist einer der ältesten polnischen Nationaltänze und ihre Geschichte reicht bis in die Zeit der Slawen zurück. Sie ist bekannt für ihre Erhabenheit, Eleganz und feierlichen Charakter. Die Polonaise ist ein höfischer Tanz, der seit Jahrhunderten bei verschiedenen Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Bällen und anderen Zeremonien aufgeführt wird. Sie ist jedoch nicht nur ein Tanz, sondern auch ein Ausdruck der polnischen Kultur, Geschichte und nationalen Identität. Zahlreiche Komponisten wie Frédéric Chopin, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel ließen sich von ihr inspirieren. Heute ist er der in den Schulen am häufigsten unterrichtete Tanz und der Auftakt zu vielen Festen, wie z.B. den beliebten Bällen der Abiturienten.
Nach der Definition des UNESCO-Übereinkommens umfasst immaterielles Kulturerbe Bräuche, mündliche Überlieferungen, Wissen und Fertigkeiten sowie die damit verbundenen Objekte und den Kulturraum, die von einer Gemeinschaft, einer Gruppe oder einer Einzelperson als Teil ihres eigenen Erbes anerkannt werden. Diese Art von Erbe wird von Generation zu Generation weitergegeben und von Gemeinschaften und Gruppen in Bezug auf ihre Umgebung, Geschichte und Beziehung zur Natur immer wieder neu geschaffen. Für eine Gemeinschaft ist das immaterielle Erbe eine Quelle der Identität und Kontinuität.
In unserem Land gibt es viele solcher Güter. Sie finden sie auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes, die vom Nationalinstitut für Kulturerbe geführt wird. Sie enthält derzeit 49 Einträge.