Park Narodowy Ujście Warty (Nationalpark Warthemündung)
Der Park Narodowy Ujście Warty (Nationalpark Warthemündung) ist der jüngste unter den polnischen Nationalparks. Er wurde erst 2001 als Großschutzgebiet ausgewiesen und zählt zu den ornithologisch wertvollsten Landschaften in ganz Polen.
Das rund 80 Quadratkilometer große Gebiet umfasst das Mündungsgebiet der Warta (Warthe), die etwa 80 Kilometer östlich von Berlin bei Kostrzyn (Küstrin) in Form eines Binnendeltas in die Oder fließt. Der Nationalpark liegt inmitten des 2004 ausgewiesenen Natura 2000-Schutzgebietes Warthemündung. Darüber hinaus unterliegen die Schwemmwiesen auch der Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten.
Die Landschaft des Nationalparks wird vom Wasser bestimmt. Zahlreiche natürliche Flussarme und die über Jahrhunderte von Menschenhand angelegten Kanäle schaffen eine einzigartige Auenlandschaft, deren Wasserspiegel im Jahresverlauf Schwankungen von bis zu vier Metern unterliegt. Zwischen den Fließen ziehen sich Wiesen und Viehweiden dahin, die zum Teil von einzelnen Bäumen oder Weidendickichten bestanden sind. Insgesamt wurden rund 500 Gefäßpflanzenarten gezählt, von denen einige in Polen akut gefährdet sind, wie das Fleischfarbene Knabenkraut oder das Große Zweiblatt.
Der Nationalpark Warthemündung ist vor allem für Vogelfreunde ein wahres Mekka. Von den 250 dort gezählten Vogelarten nutzen 170 das Flussdelta als Brutgebiet. Darunter sind so seltene Arten, wie der Rotschenkel, die Doppelschnepfe oder die Weißflügelseeschwalbe. Zudem bietet es im Frühjahr und im Herbst unzähligen Zugvögeln Schutz auf ihrer Reise zwischen Afrika und Nordeuropa. Die Zahl der Saatgänse, die den Nationalpark gleichzeitig als Rastplatz nutzen, erreicht in der Regel bis zu 90.000 Tiere. Vereinzelt wurden vom Wappentier des Nationalparks sogar bis zu 150.000 Exemplare gezählt.
Die Parkverwaltung hat ihren Sitz in Chyrzyno (Kietzerbusch) bei Kostrzyn, wo sie auch ein Bildungszentrum betreibt. Zum Gebäudeensemble gehört ein 20 Meter hoher, verglaster Aussichtsturm. Mit ihm besitzt der Nationalpark insgesamt vier Vogelbeobachtungstürme, sowie drei Beobachtungsplattformen. Neben Hobby-Ornithologen können auch Angelfreunde an einigen Stellen im Nationalpark ihrem Hobby frönen. Eine Angellizenz können sie zuvor gegen Gebühr bei der Parkverwaltung erwerben. Die ausgedehnten Schwemmwiesen laden zudem zu entspannenden Spaziergängen ein. Wanderbegeisterten stehen im Bereich der Warthemündung zahlreiche touristische Lehr- und Themenwanderwege zur Verfügung.
In direkter Umgebung des Parkes gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten, so beispielsweise die Küstriner Altstadt. Die im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstörte Festung gilt heute als das „polnische Pompeji“. Erhalten blieben bis heute die Straßen mit Straßenbelag, die Kellergeschosse der Häuser und einige Bastionen. In der Brama Berlińska (Berliner Tor) befinden sich die Touristeninformation von Kostrzyn sowie eine kleine Ausstellung zur Geschichte von Stadt und Festung.